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Verzeichnis der Archäologischen Denkmale für Geestland und Schiffdorf vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege übergeben
Im Rahmen des Projektes Denkmalatlas Niedersachsen befasst sich Dr. Jan Steffens vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) seit August 2019 mit der Aufnahme der archäologischen Baudenkmale im Landkreis Cuxhaven. Die Erfassung für die Gemeinden Geestland und Schiffdorf konnte Steffens nun abschließen und hat heute gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Hildegard Nelson (NLD) und dem Kreisarchäologen Dr. Andreas Hüser einige der erfassten Stellen in Geestland rund um die Pipinsburg in Sievern vor Ort vorgestellt.
Im Zuge der jetzigen Erhebung wurden durch die Auswertung der Fundstellenakten und die anschließende Überprüfung des Erhaltungszustandes im Gelände für die Stadt Geestland 496 und für die Gemeinde Schiffdorf 46 obertägig sichtbare archäologische Baudenkmale identifiziert. Dr. Hüser freut sich, dass nach dem Gebiet der Stadt Cuxhaven nun zwei weitere Bereiche zum Abschluss gebracht werden konnten und macht deutlich wie bedeutend dieses Projekt ist. „Wir sind einer der denkmalreichsten Landkreise. Die Inventarisierung dieser Denkmale ist eine unserer wichtigsten Aufgaben“, betont der Kreisarchäologe.
Den betroffenen Grundstückseigentümern ist häufig gar nicht bekannt, dass sich auf ihrem Grund und Boden kulturgeschichtlich bedeutsame Objekte befinden. Sie werden daher in den nächsten Wochen NLD schriftlich darüber informiert. Erst wenn diese Benachrichtigungen abgeschlossen sind, werden die Denkmale für den Niedersächsischen Denkmalatlas freigeschaltet.
„Diese Benachrichtigung ändert aber nichts an den Rechten der Eigentümer“, betont Dr. Nelson. In der Regel entstünden keine Einschränkungen in der bisherigen Nutzung des Grundstücks. lediglich verändernde Maßnahmen wie z.B. Tiefpflügen oder Umwandlung von Wald in Ackerland bedürften der Genehmigung durch die Denkmalschutzbehörden. Dr. Steffens macht deutlich, wie bedeutsam die Information der Grundstückseigentümer ist: „Erst dadurch, dass sich die Betroffenen dieser bedeutsamen Stätten bewusst sind, können sie zu deren Schutz beitragen“, ist er überzeugt.
Vorwiegend handelt es sich bei den identifizierten Baudenkmalen um Grabhügel, doch auch mehrere Befestigungsanlagen aus vorgeschichtlicher Zeit sowie aus dem Mittelalter sind darunter. Zu den am besten erhaltenen zählt die mittelalterliche Pipinsburg nördlich von Sievern, die eines der Ziele der heutigen Begehung war. Einige hundert Meter entfernt von der Pipinsburg wurde mit dem „Bülzenbett“ eines der am besten erhaltenen Großsteingräber im Landkreis Cuxhaven vorgestellt, das im 4. Jahrtausend vor Christus während der Jungsteinzeit errichtet wurde. Ebenfalls in der Nähe der Pipinsburg befinden sich die zwei Ringwallanlagen „Heidenschanze“ und „Heidenstadt“. Erstere ist datiert in die Zeit um Christi Geburt. Der Bau der zweiten Anlage ist nach heutigem Kenntnisstand in der Völkerwanderungszeit erfolgt. Auch wenn in beiden Fällen noch viele offene Fragen sind, steht fest, dass beide bedeutende regionale Zentren und Handelsplätze gewesen sein müssen. „Insgesamt handelt es sich hier um eine Denkmalgruppe, die über die Grenzen Deutschlands hinaus Beachtung findet“, betont Hüser.
Bereits in den 1960er und 1970er Jahren konnten unter Leitung des damaligen Kreisarchäologen Hans Aust mehr als 10.000 archäologische Fundstellen im Kreisgebiet identifiziert werden. Erfassung und Schutz der archäologischen Fundstellen wurden später unter Austs Nachfolger Matthias D. Schön und durch den heutigen Kreisarchäologen Dr. Andreas Hüser mit großem Engagement fortgeführt. In der Folge zählt der Landkreis Cuxhaven heute in Niedersachsen zu den Kreisen mit der größten Dichte bekannter archäologischer Fundplätze.
Umfangreiche Informationen entnehmen Sie bitte auch der beigefügten Presseinformation des NLD.
Unter www.denkmalatlas.niedersachsen.de können sich alle Bürger und Bürgerinnen zu diesen, aber auch landesweit zu Denkmalen informieren.
Bild: Vor dem „Bülzenbett“ erläutern Dr. Hildegard Nelson und Dr. Jan Steffens Kreisarchäologe (Bildmitte) sowie Dr. Andreas Hüser (links im Bild) im Beisein von Erstem Stadtrat Martin Döscher (rechts im Bild) die Besonderheiten des vorgeschichtlichen Ensembles rund um die Pipinsburg.