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08.06.2021

Auf der Spur des Großen Brachvogels

Sein melodisches Trällern gehört zu den stimmungsvollsten Vogellauten unserer Kulturlandschaft - der laute Ruf klingt fast schon wehmütig:

Der Großen Brachvogels gilt heute als eine typische Wiesenvogelart im Nordwestdeutschen Tiefland. Um mehr über diesen Bodenbrüter zu erfahren, beteiligt sich der Landkreis Cuxhaven an einem Forschungsprojekt unter Federführung der Universität Osnabrück und des Institute for Waterbird and Wetlands Research. Ziel ist, die Bestände des Brachvogels langfristig zu erhalten und den negativen Bestandstrend zu stoppen.

Mit 50 - 60 cm Körperlänge und fast 1 m  Flügelspannweite ist der Große Brachvogel (Numenius arquata) der größte Schnepfenvogel Europas. Kein anderer heimischer Vogel hat im Verhältnis zum Körper einen so langen Schnabel. Bei Weibchen kann er schon mal bis zu 19 cm lang werden! Er dient als Werkzeug, um in feuchten Wiesen nach Würmern, Käferlarven und anderen Kleintieren zu suchen.

In niedriger Vegetation legt der Bodenbrüter ab Ende März 2 bis 4 bräunliche bis grünliche, meist dunkel gefleckte Eier in eine mit dem Körper gedreht, flache Mulde. Die Bebrütung dauert 27 bis 29 Tage. Die Küken sind Nestflüchter. Sie verlassen das Nest, sobald die Daunen völlig getrocknet sind und gehen fortan selbstständig auf Nahrungssuche. In den ersten Lebenstagen werden sie von beiden Elternvögeln geführt, später führt sie nur noch das Männchen.

Brachvögel können über 30 Jahre alt werden und bleiben ihrem Brutplatz häufig jahrelang treu, selbst wenn dieser z.B. längst in einen Maisacker umgewandelt wurde. Ursprünglich dienten ihm baumfreie Hochmoore als Lebensraum, die bei uns aber infolge von Torfabbau und Entwässerung nahezu vollständig verschwunden sind. Gezwungenermaßen musste die Art in vielen Regionen daher auf Grünlandbiotope ausweichen. Heute gilt sie als eine typische Wiesenvogelart im Nordwestdeutschen Tiefland.

Mit der intensiveren Nutzung von Mähwiesen und Weiden gehen die Bestände seit den 1950er Jahren in weiten Teilen Mitteleuropas zurück. Viele Nester fallen auch Füchsen, Marderhunden oder Krähen zum Opfer. Der Bruterfolg reicht in vielen Regionen nicht mehr zum Erhalt der Population aus. Die Art wird daher in der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands als "vom Aussterben bedroht" gelistet.

Um mehr über die Ansprüche des Brachvogels an den Lebensraum während der Brutphase sowie während der Jungenaufzucht zu erfahren, die Effektivität von Schutzmaßnahmen zu steigern und letztendlich auch weitere Bestandsabnahmen zu vermeiden, beteiligt sich der Landkreis Cuxhaven in diesem Jahr an einem ganz besonderen Forschungsprojekt. Unter Federführung der Universität Osnabrück und dem „Institute for Waterbird and Wetlands Research“ wurden mehrere Brachvögel im Landkreis Cuxhaven mit speziellen GSM-GPS-Sendern (Ornitela OT-10 3G) ausgerüstet.

Mitarbeiter der Biologischen Station Osterholz e.V. und ehrenamtliche Helfer haben in einem ersten Schritt konkrete Neststandorte einiger Brachvogelpaare in der Osterstader Marsch (5 Paare), der Geesteniederung (1 Paar) sowie in der Meheniederung (3 Paare) kartiert. Einige  diese Gelege sind leider Jägern zum Opfer gefallen oder wurden durch landwirtschaftliche Nutzung zerstört. Dennoch konnten in einem zweiten Schritt insgesamt 5 Brachvögel besendert werden.

Einige der Nester wurden in Abstimmung mit den Flächenbewirtschaftern mit einem Elektrozaun gesichert. Zumindest bei diesen Paaren konnte eine erfolgreiche Brut dokumentiert werden. Auf Grundlage der in den kommenden Wochen und Monaten gewonnenen Daten sollen konkrete Maßnahmen zur effektiven Verbesserung des Lebensraums und damit des Bruterfolgs entwickelt werden.

Für die tolle Zusammenarbeit mit den im Projekt beteiligten Akteuren und die Akzeptanz der betroffenen Flächeneigentümer und -bewirtschafter möchte sich der Landkreis Cuxhaven ausdrücklich bedanken!

 

Link für Bilder: https://cloud.landkreis-cuxhaven.de/index.php/s/z7ZL5R9pBeENiLX

Fotos: Jonas Linke

Autor/in: Presse- und InformationsDienst des Landkreises Cuxhaven