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12.05.2021

Frühblüher im Stiftungswald

Ganz versteckt, wenn der Schnee geschmolzen ist und noch bevor die Bäume ihr Blätterdach schließen können, strecken sie ihren Kopf gen Sonne – Die Frühblüher in unseren Laubwäldern.

Den Pflanzen des Waldbodens bleibt nicht viel Zeit, die Sonne zu genießen – denn bald Treiben die Bäume ihre Blätter aus. Dann gelangt nur noch wenig direktes Sonnenlicht an den Waldboden.

Aus diesem Grund lohnt sich ein Ausflug in einen Wald besonders im Frühjahr. Eine Menge wunderschön blühender Pflanzen ist nur dann zu finden – wenn man genau hin schaut. Leider trifft das längst nicht mehr für all unsere Wälder zu, sondern vor allem für sogenannte „historisch alte“ Wälder. Dies sind Wälder, die schon sehr lange als Wald existieren und in denen diese Arten überleben konnten. Wird aus dem Wald eine Wiese, dann verschwinden diese Arten, selbst wenn danach wieder ein Wald gepflanzt wird. Die Wiederbesiedlung dauert viele hundert Jahre.

Auch wenn die Flächen der Naturschutzstiftung vor allem aus Moor bestehen, können wir uns glücklich schätzen, ein paar wenige Bruchstücke solch „historisch alter Wälder“ mit hoher Naturnähe beobachten und bewahren zu können. Gerade mal 2% aller Wälder unserer Region entsprechen diesem Kriterium.

Auf einen Spaziergang durch einen solchen Wald möchten wir heute einladen:

Buschwindröschen – Anemone nemorosa

Die erste Pflanze, über die man im Wald im zeitigen Frühjahr stolpert, ist das Buschwindröschen (Anemone nemorosa). Sie ist wahrscheinlich die bekannteste Frühlingswaldblume, zeigt aber auch historisch alte Wälder an.

Wie ein Teppich aus weißen Blüten überzieht diese Pflanze mancherorts den Waldboden. Im Boden befindet sich ein enges Geflecht aus Wurzeln (Rhizomen) aus denen sich immer neue Pflanzen bilden. Auf Plattdeutsch hießt das Buschwindröschen „Witte Oosterbloom“.

Bärlauch – Allium ursinum

In diesem Wald begegnete mir auch eine Pflanze des hier im Cuxland sehr seltenen Bärlauches (Allium ursinum). Dies vor allem damit zu tun, dass die Pflanze auf feuchte aber basenreiche Standorte angewiesen ist, welche hier recht rar sind.

Der Name Bärlauch leitet sich wahrscheinlich daher ab, dass Bären nach dem Winterschlaf gerne diese Pflanzen gegessen haben. Auch bei uns Menschen dürfte der Bärlauch das bekannteste Wildkraut des Waldes sein.

Wald-Sauerklee – Oxalis acetosella

Eine weitere Art, welche dem einen oder anderem bekannt sein könnte, ist der Wald-Sauerklee (Oxalis aceosella). Im Gegensatz zu vielen anderen unserer krautigen Wald-Arten schmeckt der Sauerklee nicht nur sauer (Plattdeutsch – „Suurbrod“), sondern er wächst auch auf sauren Böden. Daher ist der Wald-Sauerklee auch recht häufig bei uns im Gebiet. Zusätzlich ist der Wald-Sauerklee die schattenverträglichste heimische Blütenpflanze überhaupt.

Die Blüten sind nur mittags in der Sonne geöffnet, erstrahlen dann aber in einem reinen weiß mit violetten Streifen.

Wald-Bingelkraut – Mercurialis perennis

Bei dem Wald-Bingelkraut sind wir nun bei den Arten angelangt, welche den wenigsten Menschen im Wald wahrscheinlich je aufgefallen sind. Beim Wald-Bingelkraut kommt noch hinzu, dass die Pflanze einfach „wie ein kleiner Baum“ aussieht.

Beim Trocknen im Herbst nehmen die Pflanzen oft einen blauschwarzen Metallglanz an, weswegen die Art in der mittelalterlichen Alchemie ein Bestandteil des „Stein der Weisen“ war.

Moschuskraut – Adoxa moschatellina

Das Moschuskraut könnte man als eine unserer heimlichsten Waldpflanzen bezeichnen. Schaut man nicht genau hin, so hält man die Art für nicht-blühende Buschwindröschen. Ein genaueres Hinschauen zeigt jedoch, dass die Blätter rundlicher sind und mit etwas Geschick kann man auch die unscheinbaren Blütenstände finden.

Der Name leitet sich daher ab, dass die Blätter welk schwach nach Moschus riechen und daher früher in die Wäsche gelegt wurden.

Scheiden-Gelbstern – Gagea spathacea

Eine der größten Besonderheiten des Spazierganges war die Entdeckung des Scheiden-Gelbsterns. Die zierliche Pflanze liebt nährstoffreiche und bodennasse Eschen- und Eschen-Buchenwälder und Deutschland ist das Arealzentrum dieser Art. Aus diesem Grund wurde in Deutschland der Scheiden-Gelbstern als eine nationale Verantwortungsart innerhalb der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung eingestuft. In Niedersachsen ist der Scheiden-Gelbstern auf der Vorwarnstufe, in Deutschland in die Kategorie „3“ (gefährdet) eingeordnet.

Exkurs: Wald im Elbe-Weser-Raum und die Bedeutung historisch alter Wälder

Etwa 30% von Deutschland sind mit Wald bedeckt. Bei uns hier im Norden ist der Anteil jedoch deutlich geringer – gerade mal knapp 10 % Waldfläche sind in der Elbe-Weser Region zu finden und nur 7 % im Landkreis Cuxhaven.

 Noch weniger Bereiche können als „historisch alte Wälder“ bezeichnet werden, also Wälder, welche seit mehreren hundert (mindestens  seit 200 Jahre) als Wald existieren. Es sind aber gerade  diese Wälder, die etwas sehr besonderes sind und sich von den „Monokulturen“, die wir heute oft als Wald kennen, abheben. Zur Feststellung der Kontinuität einer Fläche werden historische Karten genutzt.

Was diese Wälder von den Monokulturen abhebt, ist nicht zuletzt ihr großer Artenreichtum. Es gibt eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen, welche nur in diesen Wäldern vorkommen, weswegen sie gerade für den Naturschutz eine so hohe Bedeutung haben.

Die Naturschutzstiftung des Landkreises Cuxhaven

Die Naturschutzstiftung des Landkreises Cuxhaven ist eine rechtsfähige Naturschutzstiftung des privaten Rechts. Seit ihrer Gründung ist die Naturschutzstiftung zu einem fest etablierten Element im Projektmanagement des Landkreises Cuxhaven geworden. Momentan kümmern sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die Betreuung von 25 Projekten auf gut 1000 ha Fläche. Die gute und regelmäßige Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren (Behörden, Vereinen, Landwirtschaft, etc.) gehört dabei zum Tagesgeschäft. Durch den Einsatz einer Landschaftspflegegruppe ist zudem eine starke praktische Ausrichtung gegeben. Alle Bereiche zusammen sorgen dafür, dass die Naturschutzstiftung schnell und effizient in vielen Disziplinen  tätig wird.

Das Wirkungsgebiet der Naturschutzstiftung ist eines der am besten mit Mooren ausgestatteten Gebiete. Daher ist ein Schwerpunktbereich ihrer Arbeit seit Jahren die Pflege, Entwicklung und Renaturierung von Moorlandschaften.

Mehr Informationen zur  Naturschutzstiftung sowie weitere interessante Einblicke in unsere Arbeit und die Natur im Cuxland erhalten Sie auch unter www.naturschutzstiftung-cuxhaven.de

Bilder finden Sie unter folgendem Link: https://cloud.landkreis-cuxhaven.de/index.php/s/RFnjP5QHFJpFpHQ

Autor/in: Presse- und InformationsDienst des Landkreises Cuxhaven