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20.09.2019

Jahrhundertzeugen - Tim Pröse liest im Cuxland für Schülerinnen und Schüler sowie Erwachsene

Vor wenigen Tagen jährte sich der Beginn des zweiten Weltkrieges zum 80. Mal, am Morgen des 1. Septembers 1939 überfiel die deutsche Wehrmacht Polen. Heute gibt es nur noch wenige Menschen, die ein persönliches Stück Zeitgeschichte aus dieser Epoche der Welthistorie an nachfolgende Generationen zur Mahnung und Ermutigung weiterreichen können. Tim Pröse hat für sein Buch „Jahrhundertzeugen“ 18 Widerstandskämpfer und Holocaust-Überlebende porträtiert und viele davon über Jahre hinweg begleitet. Auf Einladung des Landkreises Cuxhaven war er kürzlich zu Gast im Cuxland und berührte mit Lesungen in der Burg Bederkesa und am Schulzentrum Otterndorf sowohl Erwachsene als auch Jugendliche.

„Wir, die den Krieg nicht miterlebt haben, wurden zu weiten Teilen verschont mit Erzählungen durch eine Kultur des Schweigens, scheint es. Dabei ist es so wichtig, dass das Geschehene nicht in Vergessenheit gerät“, betonte Karina Kramer, Amtsleiterin Schulen und Kultur beim Landkreis Cuxhaven in ihrer Begrüßung in der Burg Bederkesa. Die Fachgebietsleiterin Kultur Janna-Marie Schwanemann stellte die Vita des Autors vor: „Der in München lebende Autor und Journalist hat bislang mehr als 100 Lesungen aus seiner Sammlung von Lebenswegen gegeben. Er war u.a. tätig als Chefreporter der Münchner Abendzeitung und schrieb Reportagen für das Focus Magazin, von denen eine mit dem Katholischen Medienpreis ausgezeichnet wurde."

In seiner Lesung ließ der Autor Tim Pröse prominente Opfer des NS-Terrors zu Wort kommen, die das Schweigen brachen. Berthold Beitz, ehemaliger Generalbevollmächtigter des Stahl-Magnaten Krupp, ist einer von ihnen. Als junger Mann rettete er mehreren Hundert jüdischen Zwangsarbeitern das Leben, indem er sie als unentbehrliche Arbeiter beschäftigte. Auch Kurt Keller, der vor über 70 Jahren in Frankreich am Omaha Beach auf deutscher Seite kämpfte und den D-Day überlebte, hatte sich Pröse geöffnet und war gemeinsam mit dem Autor nochmals an den Ort des Schreckens zurückgekehrt. Einfühlsam schilderte Pröse die Situation, behutsam setzte er jedes Wort.

Am darauffolgenden Tag begann Tim Pröse seine Lesung für vier 9. Klassen der Johann-Heinrich-Voß-Realschule und zwei 10. Klassen des Gymnasiums Otterndorf mit Sophie Scholl. Er berichtete aus stundenlangen Gesprächen mit Inge Aicher-Scholl, der Schwester der Widerstandskämpfer, von der Geradlinigkeit Sophies und hob ihre letzten Tage noch einmal ins Bewusstsein. Dabei verwob er bisher unbekannte persönliche Dokumentationen mit eigenen Anmerkungen und Zeitgeschichtlichem. Beim Lesen präsentierte er Fotografien des Mädchens in einem ähnlichen Alter wie dem der anwesenden Schülerinnen und Schüler sowie die Kopie eines Zettels, auf dem mit schwungvoll gemalten Buchstaben das Wort „Freiheit“ geschrieben steht. „Dies ist die letzte Botschaft von Sophie Scholl – auf der Rückseite ihrer Anklageschrift. Anders als ihr es heute seid, war sie nicht frei. Mit ihrem Mut zu widersprechen hat sie der Demokratie den Weg bereitet“, erinnerte Pröse. Seine Mission sei es, das Feuer dieser mutigen Menschen lebendig zu halten und weiterzugeben für einen souveränen, menschlichen Umgang mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen.

Anschließend beantwortete Tim Pröse zahlreiche Fragen der neugierigen Schülerinnen und Schüler. Begleitet wurde die Veranstaltung durch den Leiter der Stadtbibliothek Otterndorf Julian Bursky, der ein breites Medienangebot zum Thema präsentierte und die Jugendlichen einlud, den Bestand der Bibliothek zu erkunden. Auch in der Fahrbücherei des Landkreises Cuxhaven, kann das Buch „Jahrhundertzeugen – Die Botschaft der letzten Helden gegen Hitler“ ausgeliehen werden. Und bald vielleicht schon Pröses neues Buch: Derzeit arbeitet der Autor an der Biografie einer norddeutschen Schauspielikone der 80er und 90er Jahre – so viel verriet er schon jetzt.

Autor/in: PresseInformationsDienst des Landkreises Cuxhaven