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05.11.2020

Kontaktermittlung - was bedeutet das eigentlich?

Die Kontaktermittlung ist ein zentraler Baustein, um den Ausbruch einer ansteckenden Krankheit schnell eindämmen zu können. In der jetzigen Pandemie nimmt sie inzwischen ungeahnte Ausmaße an. Was Kontaktermittlung genau bedeutet, soll hier einmal erläutert werden.

Es klingelt und piept auf mehreren Leitungen. Corina Pérez hat alle Hände voll zu tun, diesem Ansturm gerecht zu werden. Dabei ist es längst nicht allein das Entgegennehmen von Telefonanrufen, was ihre Arbeit ausmacht. Pérez ist Kontaktermittlerin, eine von etwa 50 Kolleginnen und Kollegen, die diese Aufgabe beim Landkreis Cuxhaven übernommen haben, um die Entwicklung der Corona Pandemie unter Kontrolle zu halten.

Ihr Arbeitstag beginnt morgens mit dem Sichten der Posteingänge. Nach dem Infektionsschutzgesetz sind Krankenhäuser, Ärzte und Labore verpflichtet dem Gesundheitsamt erkrankte Personen zu melden. „Die Frage, was uns heute erwartet, ist schon jeden Morgen ein kleiner Nervenkitzel“, gibt Pérez zu. Die bestätigten sogenannten Indexfälle werden im Team aufgeteilt und dann beginnt die akribische Arbeit der Ermittlung. Zunächst nehmen die Kolleginnen und Kollegen Kontakt zu der betroffenen Person auf. Schon das ist manchmal eine Hürde, denn nicht immer sind auf den Laborergebnissen Telefonnummern oder Anschriften der Betroffenen vermerkt. „Besonders am Wochenende geht dadurch zum Teil viel Zeit verloren“, bedauert Pérez, „denn in den Arztpraxen ist natürlich für Nachfragen niemand erreichbar.“

In dem Gespräch mit den Betroffenen informieren Pérez und ihre Kolleginnen und Kollegen über die Erkrankung und das weitere Umgehen mit der Erkrankung. Sie fragen, ob Symptome vorliegen und wann diese erstmals aufgetreten sind. „Viele Betroffene sind ganz erstaunt darüber, dass sie positiv getestet wurden, weil sie keine Symptome bemerkt oder diese nicht ernst genommen haben“, berichtet Pérez. In Zusammenarbeit mit dem oder der Betroffenen werden dann alle Kontakte ermittelt, die bis zu zwei Tage vor dem Test beziehungsweise vor Auftreten der ersten Symptome gepflegt wurden. „Pro Fall können das leicht 70 bis 90 Kontakte sein“, macht Pérez deutlich. „Das sind zum einen natürlich Familienmitglieder und Kontakte am Arbeitsplatz aber auch viele private Kontakte. Da muss man schon ganz gezielt nachfragen", erläutert sie. „Es würde sehr helfen, wenn man ein Kontakttagebuch zu Rate ziehen könnte, aber das führen leider die Wenigsten“, bedauert Pérez.

Alle Kontaktpersonen werden angerufen. Die engen Kontakte, die den Kontaktpersonen der Kategorie I zugeordnet werden müssen, werden aufgefordert, sich in Quarantäne zu begeben. „Die meisten reagieren kooperativ“, berichtet Pérez, „nur manchmal regen sich die Angerufenen auf und drohen mit rechtlichen Konsequenzen. Manche haben auch Probleme mit der Vorstellung, sich über so viele Tage in ihrer Wohnung abzusondern“, erläutert Pérez. „Hier ist viel Einfühlungsvermögen gefordert.“ Bei einigen löst die Nachricht auch große Sorge um die Gesundheit aus. Auch hier ist es wichtig, diese Ängste und Nöte ernst zu nehmen und nach Lösungen zu suchen. „Nach Ablauf der Erkrankung oder auch während der Erkrankungen kommen oft sehr nette Mails oder Briefe, in denen sich Leute über die Arbeit der Kontaktermittler bei uns bedanken“, freut sich Peréz.

Insgesamt werden sechs Kontaktermittlerteams im Schichtsystem eingesetzt. Es handelt sich um erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch um zusätzlich eingestellte Kolleginnen und Kollegen sowie Personal aus dem Haus, das sich für diese Aufgabe zur Verfügung gestellt hat. Gearbeitet wird täglich, auch am Wochenende. Teamleiter, die schon viele Erfahrungen mit der Pandemie sammeln konnten dienen als Ansprechpartner für schwierige Fragestellungen und bei Unklarheiten, teilen Dienstpläne ein und sorgen für die Umsetzung von neuen Richtlinien.

Bedenkt man, dass jeder einzelne Indexfall viele weitere potentielle Fälle nach sich ziehen kann, teilweise Betriebe und Einrichtungen betroffen sind, die dann ebenfalls einer gesonderten Unterstützung durch das Gesundheitsamt bedürfen, steht schnell fest, dass den Kolleginnen und Kollegen in der Kontaktermittlung und im gesamten Gesundheitsamt die Arbeit auf keinen Fall ausgeht. „Ich gehe abends schon ziemlich erschöpft nach Hause“, gibt Peréz zu. „Zum Glück gibt mir diese Arbeit aber nach wie vor das gute Gefühl, eine wichtige Aufgabe für meine Mitmenschen zu erledigen.“

Autor/in: Presse- und InformationsDienst des Landkreises Cuxhaven