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Regionales Versorgungszentrum

"Alles unter einem Dach"

Imagefilm des Regionalen Versorgungszentrums - YouTube

Mal angenommen, ein Patient kommt zur Hausärztin mit Knieproblemen. Die Ärztin überweist den Patienten an einen Orthopäden, der sich ein Stockwerk über der Hausarztpraxis befindet. Dieser verschreibt dem Patienten Einlagen und Physiotherapie. Durch seine Knieprobleme ist der Patient im Gehen eingeschränkt. Gut, dass er sich in einem Regionalen Versorgungszentrum befindet. Denn in diesem sind verschiedene medizinische und medizinnahe Dienstleistungen gebündelt unter einem Dach. Er fährt mit dem Fahrtsuhl ein Stockwerk niedriger, da befindet sich das Sanitätshaus, in dem er die Einlagen bekommt. Er geht zurück zum Fahrtstuhl und fährt zwei Stockwerke höher, dort befindet sich die Physiotherapie. Bevor der Patient nach Hause fährt, gönnt er sich noch einen Latte Macchiato in dem Café im Erdgeschoss.

Ein solches Szenario soll bald Realität in der Wurster Nordseeküste werden. Denn der Landkreis Cuxhaven wurde vom Land Niedersachsen als eine von drei Modellkommunen ausgewählt, in denen ein Regionales Versorgungszentrum erprobt wird. Das Regionale Versorgungszentrum stellt einen innovativen Lösungsansatz dar, um dem niedrigen Versorgungsgrad an Hausärztinnen und Hausärzten in ländlichen Räumen entgegenzuwirken, indem Ärztinnen und Ärzten attraktive Arbeitsbedingungen geboten werden. Hintergrund ist, dass sich die Bedürfnisse junger Medizinerinnen und Medizinern im Vergleich zu älteren Generationen gewandelt haben. Junge Ärztinnen und Ärzten wünschen sich häufig ein Angestelltenverhältnis, Teilzeitmodelle und kollegialen Austausch.

Kern des Regionalen Versorgungszentrums bildet ein Medizinisches Versorgungszentrum, in dem Ärztinnen und Ärzten ein solches Angestelltenverhältnis angeboten wird. Dadurch wird das Risiko der Selbstständigkeit umgegangen. Zudem können die angestellten Medizinerinnen und Mediziner in Teilzeit arbeiten, wodurch sich Familie und Beruf besser vereinbaren sowie eine bessere Work-Life-Balance herstellen lassen. Da in dem Medizinischen Versorgungszentrum mindestens zwei Ärztinnen und Ärzte eingestellt werden, wovon eine bzw. einer die medizinische Leitung übernimmt, ist die Arbeit in einem interdisziplinären Team und somit ein kollegialer Austausch möglich. Der Fokus des Medizinischen Versorgungszentrums liegt auf der hausärztlichen Versorgung, ist jedoch auch für andere medizinische Fachrichtungen, wie beispielsweise Orthopädie, offen.

An das Medizinische Versorgungszentrum sollen weitere (medizinnahe) Dienstleister angedockt werden, wie beispielsweise eine Physio- und Ergotherapie, ein Sanitätshaus oder eine Tagespflege. Durch die Etablierung von Telemedizin und sogenannten VERAH's (hierbei handelt es sich um speziell fortgebildete medizinische Fachangestellte, die in einem definierten Rahmen hausärztliche Leistungen bei den Patientinnen und Patienten vor Ort übernehmen und so die Hausärztin bzw. den Hausarzt entlasten) sollen zudem Mobilitätsprobleme auf dem Land zumindest zum Teil überwunden werden. Auch ein Café wird sich in dem Regionalen Versorgungszentrum befinden, um dadurch einen Ort der Begegnung zu schaffen.

Der gesamte Komplex, d.h. das Medizinische Versorgungszentrum zusammen mit den angedockten (medizinnahen) Dienstleistungen, wird als Regionales Versorgungszentrum bezeichnet.

Wie das Motto in der Überschrift "Alles unter einem Dach" ausdrückt, werden mithilfe des Regionalen Versorgungszentrums somit verschiedene (medizinnahe) Dienstleistungen unter einem Dach gebündelt. Dadurch entstehen kurze Wege für die Patientinnen und Patienten und Synergieeffekte können nutzbar gemacht werden. Beispielweise ist vorgesehen, einen zentralen Empfang zu errichten, von dem aus die Patientenströme weitergeleitet und die Krankenversicherungskarten eingelesen werden.

Errichtet werden soll das Regionale Versorgungszentrum im Feuerweg 6c in Nordholz. Denn für diesen Standort sprechen gute Gründe: Das Gebäude ist durch die Nähe zum Bahnhof und das Anruf-Sammeltaxi verkehrstechnisch sehr gut angebunden. Zudem ist der Umbau des Gebäudes gemäß den Anforderungen eines Regionalen Versorgungszentrums verhältnismäßig leicht realisierbar. Des Weiteren trägt die Nutzung des leerstehenden Gebäudes zur Aufwertung des Ortskerns in Nordholz bei.

Derzeit läuft die Planung für den Umbau des Gebäudes. Zudem wird Kontakt zu medizinischen und medizinnahen Dienstleistern aufgenommen, die Interesse an einer Kooperation mit dem Regionalen Versorgungszentrum haben. Planmäßig soll das Regionale Versorgungszentrum Ende 2021 in Betrieb gehen.

Weitere Informationen über das Projekt können Sie auch der Homepage des Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung entnehmen, durch welches das Modellprojekt Regionales Versorgungszentrum gefördert wird.