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Zum Verständnis und Umgang mit Pubertät

Überlebenshilfen für gestresste Eltern
  • Die Pubertät eigener Kinder zu durchleben ist eine aufregende und sehr anstrengende Herausforderung für alle Eltern. Es gilt eine turbulente Übergangs- und Umstellungsphase zu bewältigen, die alle Familienmitglieder betrifft.
  • Jugendliche machen einen Entwicklungsschub, streben nach Autonomie und beginnen sich von ihren Eltern zu lösen und abzugrenzen. Dabei müssen Eltern und Jugendliche mit starken Veränderungen fertig werden.

Was Pubertät für Eltern bedeutet:

  • oft unverständlichen Angriffen/Stimmungsschwankungen ausgesetzt zu sei
  • provoziert und infrage gestellt zu werden
  • erheblich zunehmendem Freiheitsdrang ausgesetzt zu sein – (viele Verabredungen, Cliquentreffen, Jugendzentrum, Parties..…)
  • Lustlosigkeit und Nachlässigkeit bzgl. häuslicher und schulischer Anforderungen auszuhalten
  • Starke Rückzugstendenzen zuhause (verkriecht sich im Zimmer) hinzunehmen
  • zunehmende Ohnmachtsgefühle, denn Strafandrohungen und Strafen sind immer schwerer durchsetzbar (z.B. „geh in dein Zimmer“)
  • mit starken äußerlichen Veränderungen wie Größe, speziellen Kleiderwünschen, Frisur etc. fertig werden zu müssen
  • haarsträubende, irritierende, widersprüchliche oder unverständliche Ansichten und Einstellungen anhören zu müssen
  • Jugendliche sind einerseits sehr fordernd, andererseits weichen sie Anforderungen ihrer Eltern oft aus – sie gehorchen einfach nicht mehr

Was Pubertät für Jugendliche bedeutet:

  • hormonelle Umstellungen führen zu erheblichen körperliche Veränderungen und zur Geschlechtsreife
  • sie werden empfindlicher und gereizter, provozierender und verstehen das selbst nicht
  • sie orientieren sich zunehmend an Meinungen, Interessen und Geschmack von Gleichaltrigen
  • sie brauchen viel Zeit für sich (in ihrem Zimmer)
  • sie wollen Freiräume vergrößern und drängen ihre Eltern oder nehmen sie sich einfach
  • sie stellen elterlichen schulischen/beruflichen Leistungsdruck infrage oder werden einfach nachlässiger
  • sie zweifeln am Lebenskonzept der Eltern, kritisieren mehr (manchmal zurecht)
  • sie widersprechen und diskutieren mehr, weil sie mehr bestimmen und mitbestimmen als von ihren Eltern bestimmt werden wollen

Wie Eltern oft damit umgehen:

„Gewähren lassen“ führt oft dazu, dass Jugendliche ihre Freiräume sehr schnell ausweiten und das Gefühl haben, machen zu können, was sie wollen. Sie werden haltlos und oft respektlos gegenüber ihren Eltern.

Konfrontation kann zu erheblichen familiären Konflikten bis hin zu Hassgefühlen, häuslicher Gewalt, Weglaufen, Angststörungen oder zur Elterntrennung führen, wenn eine erzieherische Abstimmung beein-
trächtigt ist.

Jugendliche fordern ihre Eltern heraus, „angemessen“ und „vernünftig“ mit diesen Veränderungen in der Pubertät umzugehen, d.h. immer öfter einen Mittelweg zwischen elterlicher Härte und Gewähren lassen zu versuchen.

Wie Eltern und Jugendliche die Pubertät mit einem „blauen Auge“ überstehen können:

  • Humor und Gelassenheit nicht verlieren – auf eigene Ausgeglichenheit achten
  • ruhig und bestimmt Anforderungen stellen und jugendlichen Freiheitsdrang angemessen begrenzen
  • erkennen, dass man immer weniger erzwingen kann oder nur zu einem sehr hohen Preis – zunehmende Ohnmacht eingestehen
  • mit Jugendlichen im Gespräch bleiben -
    nicht nur über Kritisches und Anforderungen, sondern über ihre Interessen und Ansichten – Monologe/ Standpauken vermeiden - nach ihren Vorstellungen fragen und mehr zuhören
  • Verbote und Strafen möglichst durch konsequentes, überlegtes, verhandlungs- und kompromissbereites Verhalten ersetzen
  • auf Schwarzsehen und persönliche Abwertungen, auch der Freunde oder der Clique verzichten, da es jugendlichen Protest fördert statt vermindert
  • die Paarbeziehung pflegen und als Eltern miteinander im Gespräch bleiben, damit erzieherische Entscheidungen gemeinsam gefunden und getragen werden können