Seiteninhalt

Schutz und Erhalt von Libellen und Moorgewässern im Landkreis Cuxhaven

Im Rahmen des mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geförderten Projektes „Management von Hochmoorflächen“ erfolgte im Sommer 2017 erstmals eine Erfassung der Libellen-Fauna.

Dabei wurden alle vier das Projekt umfassenden, innerhalb des europäischen Schutzgebietssystemes "Natura 2000" gelegenen Moorgebiete auf diese Artengruppe hin untersucht:

  • „Dorumer Moor“
  • „Basmoor und Tunschlikers Moor“
  • „Kuhlmoor und Tiefenmoor“
  • „Wollingster See und Randmoore“

So konnten bei dieser durch den Mitarbeiter der Naturschutzstiftung Jan-Hinnerk Schwarz durchgeführten Kartierung insgesamt 26 Arten von insgesamt 73 in Niedersachsen bzw. 81 in Deutschland heimischen Arten nachgewiesen werden. Das Vorkommen einiger weiterer Arten wird vermutet, da diese oftmals über eine sehr rasche Flugaktivität verfügen, sich in mehreren Metern Höhe wie in Baumkronen oder anderen unzugänglichen Stellen aufhalten.

Erfreulicher Weise konnten bei der Erfassung auch drei seltene, ausschließlich auf Moorgewässer spezialisierte Arten nachgewiesen werden, deren Existenz hier zuvor noch nicht bekannt gewesen ist:

  1. Zarte Rubinjungfer (Ceriagrion tenellum)
  2. Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia)
  3. Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis)

Aufgrund Ihrer Gefährdung stehen diese drei Arten auf der Roten Liste. Während die Zarte Rubinjungfer (Abb. 1) sowie die Kleine Moosjungfer (Abb. 2) in den meisten Gebieten vorkommen, konnte die Große Moosjungfer (Abb. 3) bisher nur im Dorumer Moor nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich um eine besonders streng geschützte Libellenart der europäischen FFH (Flora-Fauna-Habitat)- Richtlinie, die gegenüber den anderen Arten den höchsten gesetzlichen Schutzstatus genießt.

Der heute gebräuchliche Name „Libellen“ stammt ursprünglich aus einer wissenschaftlichen Beschreibung, bei dem die Libellenlarven an einen T-förmigen Hammerhai mit dem Gattungsnamen Libella erinnerten. Vorher wurden diese Insekten im hochdeutschen Sprachraum als „Schleifer“, „Augenstecher“ oder „Wasserjungfern“ sowie im niederdeutschen gar als „Kohsteert“ (Kuhschwanz), „Waterpeerd“ (Wasserpferd), „Biekjungfern“ (Bachjungfern), „Schillerbuck“ (Schillerbock) oder gar „Schillerbold“ (Schillernde) bezeichnet.

Als Resultat der Kartierung ist es zur Erhaltung und Mehrung dieser seltenen Moor-Libellen geplant, die in allen vier Gebieten bereits bestehenden Moorgewässer zu erhalten sowie zusätzlich noch weitere anzulegen. Typisch für diesen ebenfalls nach der FFH-Richtlinie geschützten Lebensraumtyp „Dystrophe Seen und Teiche“ (vgl. Abb. 4) ist seine Nährstoff-Armut als auch sein Huminsäuren-Reichtum, der das an sich klare Wasser braun färbt. Oftmals sind solche Moorgewässer (incl. naturnaher Torfstiche sowie Teiche) mit Torfmoosen bewachsen. Des Weiteren dienen diese auch dem seltenen Kleinen Wasserschlauch (Abb. 5 & 6) als auch dem Moorfrosch (Abb. 7 & 8) als Lebensraum.

Zum Schutz dieser Libellen sowie des Moorfrosches ist es unerlässlich, die Gewässer fischfrei zu halten und schattenwerfende Gehölze und Bäume im Umfeld zu entfernen. Dementsprechend erfolgte als Maßnahmenbeginn im Winter 2017/2018 im Kuhl- und Tiefenmoor die Freistellung zweier dystropher Teiche, im Bereiche einer ehemaligen und bereits von der Stiftung aufgekauften, alten Fisch-Teichanlage (Abb. 9).


pid045_Foto1 Rubinjungfer
© Jan-Hinnerk Schwarz 
Abb. 1: Die Zarte Rubinjungfer (Ceriagrion tenellum), auch als Scharlachlibelle oder Späte Adonislibelle bezeichnet, gehört in den Projektgebieten zu den Individuuen-reichsten Moorlibellen. 


Kleine Moosjungfer - Leucorrhinia dubia
© Jan-Hinnerk Schwarz 

Abb. 2: Die Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia) - einst Libelle des Jahres 2014 – besiedelt reich mit Torfmoosen bewachsene Moorgewässer und kommt in mindestens drei der vier Projektgebiete vor, wenn auch in geringer Indivuduenzahl.


pid045_Foto3 Gr. Moosjungfer
© Gerd-Michael Heinze 

Abb. 3: Die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis)
ist die Größte von insgesamt fünf in Niedersachsen und in Deutschland vorkommenden Arten aus der Gattung der Moosjungfern (Leucorrhinia).


pid045_Foto4 Gewässer Dorumer Moor
© Jan-Hinnerk Schwarz 

Abb. 4: Ein naturnahes und mit Torfmoosen verlandenes Moorgewässer im Dorumer Moor, welches durch die Vernässung eines ehemaligen Torfstiches entstanden ist.


Abb. 5  Kleiner Wasserschlauch Fingerkuppe - JHS
© Jan-Hinnerk Schwarz 

Abb. 5: Der Kleine Wasserschlauch (Utricularia minor)
ist eine fleischfressende Wasserpflanze, die mittels kleiner Fangblasen z.B. Wasserflöhe verzehrt und hier zum Größenvergleich auf einer Fingerkuppe abgebildet ist.


pid045_Foto5 Kl. Wasserschlauch
© Jan-Hinnerk Schwarz 

Abb. 6: In ausreichend lichtdurchfluteten Gewässern bildet der Kleine Wasserschlauch (Utricularia minor) im Sommer gelbe Blüten aus.


pid045_Foto6 Moorfrosch
© Gerd-Michael Heinze 

Abb. 7: Der Moorfrosch (Rana arvalis) bevorzugt sonnige Flachgewässer, in denen die Männchen zur Paarungszeit für nur wenige Tage eine intensive Blaufärbung aufweisen.


Abb. 8 Moorfrosch -    GMH
© Gerd-Michael Heinze 

Abb. 8: Das Rufen der Moorfrosch-Männchen (Rana arvalis) des hört sich wie das Blubbern einer unter Wasser getauchten Flasche an. Im Cuxhavener Platt wird der Frosc unabhängig von der Art als "letschepong" bezeichnet.




pid045_Foto7_Entkusselung
© Jan-Hinnerk Schwarz 

Abb. 9: Der Maßnahmenbeginn zum Schutz und Erhalt der Moorgewässer im Landkreis Cuxhaven erfolgte im Winter 2017/2018 im NSG Kuhl- und Tiefenmoor. Zur Besonnung der Gewässer wurden durch die Mitarbeiter der Stiftung Silas Neuman, Andre Hencke und Volker Meyn die Ufergehölze entfernt.


Pressespiegel

Bericht Nordsee-Zeitung, 3. Mai 2018

Bericht Niederelbe-Zeitung, 5. Mai 2018