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Moorwissen

In dieser Kategorie finden Sie fundierte Einblicke und detaillierte Informationen zu den Moorlandschaften unserer Region. Erfahren Sie mehr über die Bedeutung, Entstehung und den Schutz der Moore durch umfassende Zahlen, Daten, Fakten und wissenschaftliche Hintergründe.

Moore im Landkreis Cuxhaven - ein Überblick

Steckbriefe der Gemeinden

Hochmoore

Der Landkreis Cuxhaven zählt zu den hochmoorreichsten Landkreisen in Niedersachsen. Dabei stellen die Hochmoore in den vom Menschen stark geprägten Landschaften im Landkreis Cuxhaven sowohl im Hinblick auf ihre Entstehung, ihren Artenbestand als auch auf ihre landschaftliche Eigenart eine Welt für sich, einen eigenen Mikrokosmos dar.

Natürliche Hochmoore erhalten ihr Wasser nur über die Niederschläge. Nährstoffe werden allenfalls über die Luft herangeführt. Darüber hinaus besitzen sie ein sehr saures Milieu, in dem nur ganz bestimmte Pflanzen- und Tierarten gedeihen können.

Die Bildung der Hochmoore im Landkreis Cuxhaven begann überwiegend in der Nacheiszeit vor etwa 8.000 Jahren. In dieser niederschlagsreichen Zeit war es feuchter als heute und die Durchschnittstemperaturen lagen um einige Grad höher. Gleichzeitig hob sich der Meeresspiegel der Nordsee und das Meer rückte langsam auf das Festland vor. Durch den Anstieg des Meeresspiegels staute sich das Wasser der Flüsse und die niedrig gelegenen Gebiete wurden überschwemmt. Auch in den Senken und Tälern der Geest sammelte sich Wasser und es bildeten sich ausgedehnte Sümpfe und Niedermoore.
In den folgenden Jahrtausenden konnten sich in diesen Bereichen durch das Wachstum von Torfmoosen ausgedehnte Hochmoore entwickeln. Die Torfmoose wachsen dabei in die Höhe während die unteren Pflanzenteile absterben und von dem Gewicht der emporwachsenden Moosrasen zusammengedrückt werden. Von diesen Torfen gestützt, steigen die feuchten Moospolster schließlich mehrere Meter über die ursprüngliche Bodenoberfläche empor und werden so dem Einfluss des Grundwassers entzogen.

Echte Hochmoore können eine Mächtigkeit von bis zu 10 Metern erreichen und zeigen in ihrem Aufbau meist eine markante Zweiteilung in einen unteren, stark zersetzten Schwarztorf und den darüber liegenden, schwach zersetzten Weißtorf.

In den letzten Jahrhunderten kam es durch den Menschen zu grundlegenden Veränderungen in unseren Mooren. Die Flächen wurden entwässert und kultiviert oder zur bäuerlichen und industriellen Torfgewinnung genutzt. Heute ist der größte Teil der Hoch- und Niedermoore in Grünländer umgewandelt, die von Rindern beweidet oder überwiegend als Mähwiese genutzt werden. Dabei sind insbesondere die noch vorhandenen naturnahen Hochmoorreste mit ihrem spezifischen Wasser- und Nährstoffhaushalt, der mooreigenen Vegetation und der dazugehörenden mooreigenen Fauna von einer Entwässerung und von Nährstoffeinträgen bedroht.

Vor dem Eingreifen des Menschen waren die Moore unzugängliche, nahezu baumlose sumpfige Gebiete, in denen vor allem Torfmoose, Seggen und Wollgräser wuchsen. Durch die zunehmende Entwässerung werden heute weite Flächen der noch verbliebenen Hochmoore von Heidekraut und Bentgras dominiert. Auf den stärker entwässerten Standorten sind vielerorts Moorbirken und Kiefern aufgewachsen, die sich immer weiter ausdehnen und die vom Torfabbau zerstochenen, unkultivierten Hochmoore in lichte Wälder verwandeln. Durch die weitere Entwässerung und eine fortschreitende Verbuschung bzw. Bewaldung sind die noch vorhandenen Relikte von moortypischer Vegetation heute stark gefährdet.

Um die noch vorhandenen Relikte an hochmoortypischen Biotopen zu schützen und damit auch die Qualität der einzelnen Lebensräume langfristig zu erhalten, werden regelmäßige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen notwendig.

Zum Schutz und zur Entwicklung der noch verbliebenen naturnahen Hochmoore, werden im Landkreis Cuxhaven bereits seit über 25 Jahren regelmäßig Pflegemaßnahmen durch die Untere Naturschutzbehörde geplant, koordiniert und umgesetzt. Hierdurch konnten u.a. durch Kostenübernahmen des Landes Niedersachsen aber auch über andere Projektförderungen diverse Maßnahmen zur Sicherung und Entwicklung hochmoortypischer Lebensräume in den wichtigsten und größten Hochmoorkomplexen des Landkreises wie dem „Ahlen-Falkenberger Moor“, den „Hahnenknooper Mooren“, dem „Dorumer Moor“ oder dem „Hagener Königsmoor“ verwirklicht werden.
Aber auch in den etwas kleineren aber naturschutzfachlich oftmals nicht minder wertvollen Hochmooren wie dem „Wanhödener Moor“, dem „Wilden Moor bei Stinstedt“ oder dem „Bokeler Moor“ konnten in den letzten Jahren zahlreiche Entwicklungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Bei den Maßnahmen handelt es sich in Abhängigkeit von der Geländestruktur, der Biotopausstattung und den konkreten Entwicklungszielen in erster Linie um die Anlage von Verwallungen und Grabenstauen zur Stabilisierung der Boden-/Moorwasserstände und der Vernässung von z.B. Handtorfstichen sowie um die Beseitigung aufkommender und bedrängender Gehölze (Entkusseln). Ziel der Maßnahmen ist dabei insbesondere der Erhalt und die Entwicklung naturnaher Hochmoorbiotope wie „Lebendes Hochmoor“, „Moorheiden“, „Übergangs- und Schwingrasenmoore“ oder auch „arten- und strukturreiche Birkenmoorwälder“.
Darüber hinaus wurden/ werden regelmäßig konkreten Maßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung seltener Arten wie z.B. Moorfrosch, Schlingnatter, Hochmoor-Perlmutterfalter, Lungenenzian oder Geflecktes Knabenkraut durchgeführt.

Neben den o.a. eher naturschutzfachlich orientierten Zielen spielt in den letzten Jahren auch der Klimaschutz eine immer wichtigere Rolle bei der „Wiedervernässung“ oder der „Optimierung“ degradierter Hochmoore. Die Besonderheit eines „lebenden“ Moores besteht schließlich darin, dass das organische Material darin zwar abgestorben ist, es sich aber nicht zersetzt, da es „unter Wasser“ steht und keine Reaktion mit Sauerstoff stattfinden kann. Erst wenn ein Moor trocken fällt, zersetzt sich auch das organische Material und setzt damit zwangsläufig das CO2 frei, das es vor vielen Jahren im Rahmen des Wachstums gebunden hat.
Durch Maßnahmen zur Wiedervernässung kann die CO2– Freisetzung des Moorstandortes nachhaltig gestoppt werden. Nach einigen Jahren wird mit dem Einsetzen des Moorwachstums und der Akkumulation von organischer Masse unter Sauerstoffabschluss wieder Kohlenstoff gebunden. Viele wiedervernässte Flächen zeigen bereits nach einigen Jahren ein flächendeckendes Torfmooswachstum auf. Wachsende, z. B. wiedervernässte Moore sind somit CO2 – Senken, die im Durchschnitt pro Jahr und Hektar bis zu 275 kg Kohlenstoff aufnehmen und dauerhaft festlegen können.

Neben den o.a. Maßnahmen und Zielen in den Hochmooren liegt ein weiterer Entwicklungsfokus auf den überwiegend landwirtschaftlich genutzten Niedermoorkomplexen im Landkreis Cuxhaven. Hier findet überwiegend eine sehr intensive landwirtschaftliche Nutzung statt, so dass aktuell Intensivwiesen und Mähweiden mit hohen Erträgen und Futterqualitäten gegenüber den biologisch vielfältigen, für die landwirtschaftliche Nutzung jedoch ertragsärmeren extensiven Grünlandflächen einen sehr hohen Flächenanteil einnehmen. Diese Entwicklung hat zwar bereits mit der Industrialisierung der Landwirtschaft und der Einführung des mineralischen Düngers eingesetzt, setzt sich aber bis in die aktuelle Zeit weiter fort.
Parallel zu den laufenden Intensivierungsprozessen stellt aber auch die Nutzungsaufgabe oder auch eine zu extensive Nutzung eine potentielle Gefahr für den Artenreichtum dar. Da insbesondere auf Grenzertragsstandorten (z.B. auf Hochmoorgrünland) eine extensive Bewirtschaftung immer weniger rentabel ist, verbuschen oder verbinsen immer mehr Flächen und gehen damit als Lebensraum für viele Arten verloren.
Mit dem Rückgang der Pflanzenartenvielfalt im Grünland verlieren auch viele Insektenarten ihre Nahrungsgrundlage und ihren Lebensraum. Um diesem negativen Trend zu begegnen und die vorhandenen Möglichkeiten und Ressourcen im Sinne des Natur- und Artenschutzes möglichst effektiv zu nutzen, werden seit mehreren Jahren auch konkrete Maßnahmen zur Optimierung naturschutzfachlich wichtiger Niedermoorflächen in z.B. der Geesteniederung oder rund um den Balksee umgesetzt.

Als wichtigste Optimierungsmaßnahmen können hier die Herstellung von temporären Flachgewässern, die Aufweitung von Entwässerungsgräben, die Förderung von blütenreichen Gehölzstrukturen, eine angepasste landwirtschaftliche Nutzung sowie die Zwischen-/ Übersaat mit arten- bzw. blütenreichen Saatgut benannt werden. Dabei kommt den Maßnahmen hier auch eine besondere Bedeutung im Hinblick auf den Biotopverbund zu.
Durch die Möglichkeit einer weiteren angepassten Nutzung bleiben betroffene Grünlandflächen auch aus ökonomischen Gesichtspunkten für den jeweiligen landwirtschaftlichen Betrieb (Futterwert) gesichert. Somit kommt dem Projekt neben den naturschutzfachlichen Aspekten auch ein agrarstruktureller bzw. sozioökonomischer Stellenwert zu.

Projekt Moorwasserpegel

Förderzeitraum 2019 - MÄR 2023
Antragsteller Naturschutzstiftung des Landkreises Cuxhaven
Hauptförderung Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Niedersachsen im Programm „Klimaschutz durch Moorentwicklung“
Projekthomepage  Monitoring von Moorwasserständen | Naturschutzstiftung Cuxhaven (naturschutzstiftung-cuxhaven.de)

Im Förderprojekt „Moorwassermonitoring“ wurde ein detaillierter Plan für die Installation von 203 Messpegeln in den Moorgebieten des Landkreises Cuxhaven erstellt und erfolgreich umgesetzt. Hierzu wurde ein umfassendes Messsystem entwickelt und in Betrieb genommen, das ein Webinterface zur Datensammlung und -aufbereitung umfasst.

Dank dieses Messsystems kann die Naturschutzstiftung nun kontinuierlich die Wasserstände in den Moorgebieten des gesamten Landkreises überwachen. Der erfolgreiche Abschluss des Projekts hat ein effektives und langfristig nutzbares Werkzeug bereitgestellt, das für die Planung, Umsetzung, Evaluierung und Nachsteuerung von Moorrenaturierungsmaßnahmen verwendet werden kann.

Die Messpegel sind auf 20 Schutzgebiete im Landkreis Cuxhaven verteilt. Für die präzise Standortauswahl wurden verschiedene Kriterien berücksichtigt, darunter die Geländebeschaffenheit, die Torfmächtigkeiten, die Struktur des vorhandenen Entwässerungssystems, die Biotope und Lebensraumtypen (Wertigkeit und Übergänge) sowie vorhandene floristische Daten. Es wurde ebenfalls überprüft, ob bereits Renaturierungsmaßnahmen in den Bereichen durchgeführt wurden, um das System direkt für das Monitoring dieser Maßnahmen nutzen zu können. Bei der Installation der Messpegel wurden an jedem Standort Bohrprofile erstellt und eine Torfansprache durchgeführt. Diese Grunddaten wurden in sogenannten Messstellenpässen dokumentiert.

Die an den Standorten eingesetzten Pegelsonden messen Wasserstand, -druck und -temperatur. Die Datenlogger sind mit einer Funkschnittstelle ausgestattet, die die gesammelten Daten über das Mobilfunknetz an einen Server überträgt. Die Daten sind über ein eigens entwickeltes Webinterface abrufbar. Dieses Interface bietet nicht nur tabellarische Datenansichten, sondern auch eine automatisierte grafische Auswertung, die es ermöglicht, den Wasserspiegel im Torfkörper in Metern über Normalnull (m.ü.NHN) sowie in Relation zur eingemessenen Geländeoberkante zu visualisieren. Zudem ermöglicht das Webinterface eine bidirektionale Steuerung der Pegelsonden, wodurch Einstellungen wie das Messintervall (derzeit stündlich) direkt vom PC aus angepasst werden können. Auch die Messstellenpässe mit den Grunddaten zu den einzelnen Pegeln sind über das System einsehbar.


Torfabbau

Die zur Torfgewinnung in Niedersachsen genutzte Gesamtfläche geht kontinuierlich zurück. Neue Genehmigungen für Torfabbauvorhaben dürfen in Niedersachsen seit Dezember 2023 nicht mehr erteilt werden.

Im Landkreis Cuxhaven gibt es heute noch eine aktive Torfabbaustätte im Altendorfer Moor (Teil der Kehdinger Moore) an der Grenze zum Landkreis Stade. In den übrigen früheren Abbaustätten im Kreisgebiet ist der Torfabbau beendet. Viele Flächen wurden nach dem Abbau wieder vernässt. Auf diesen Flächen kann wieder eine neue Moorentwicklung stattfinden. Sie sind zugleich Lebensraum für viele seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten der Hochmoore und stehen unter Naturschutz. Große Wiedervernässungsflächen befinden sich in den folgenden Moorgebieten:

  • Langes Moor, ca. 550 ha (SG Börde Lamstedt)
  • Ahlen-Falkenberger Moor, ca. 457 ha (SG Land Hadeln / Stadt Geestland)
  • Hagener Königsmoor und Grienenbergsmoor, ca. 140 ha (EG Hagen)
  • Altendorfer Moor, ca. 96 ha (SG Hemmoor)
  • Hahnenknooper Moor, ca. 22 ha (EG Loxstedt).

Die Geschichte des Torfabbaus ist eng verknüpft mit der Geschichte der Moorkultivierung. Eine systematische Entwässerung und Kultivierung setzte in Deutschland im 17. Jahrhundert ein. Zunächst erfolgte der Abbau in kleinflächigen bäuerlichen Handtorfstichen. Der Torf wurde als Einstreu im Stall oder als Brennmaterial genutzt. Ziel war es auch, die Flächen für eine anschließende land- und forstwirtschaftliche Nutzung nutzbar zu machen. Mit der fortschreitenden Entwässerung der Moorgebiete konnten dann größere Flächen abgebaut und genutzt werden. Vielfach wurden für die schwere körperliche Arbeit auch Kriegs- und Strafgefangene eingesetzt. Schließlich wird der Torfabbau in industriellem Maßstab betrieben, zunächst zur Brenntorfgewinnung, später überwiegend zur Herstellung von Kultursubstraten für den Erwerbsgartenbau.

Bis zu Beginn der 1970er Jahre war es Ziel, die Flächen nach dem Torfabbau einer land- und forstwirtschaftlichen Folgenutzung zuzuführen. Die zunehmende Bedeutung des Moorschutzes führte dann zu einer Abkehr von dieser Zielsetzung. Mit Einführung des nds. Bodenabbaugesetzes 1972, des nds. Moorschutzprogramms ab 1981 und schließlich dem nds. Naturschutzgesetzt von 1981 wurde nun als Folgenutzung nach dem Abbau die Wiedervernässung und eine neue Moorentwicklung angestrebt.