Anpassung an den Klimawandel im Stinstedter Seepolder
Das Klimaanpassungsmanagement des Landkreises Cuxhaven hat zwei Projekte auf den Weg gebracht, die negative Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt eindämmen sollen: Der Stinstedter Seepolder soll durch klimaangepasstes Wassermengenmanagement und Wasserstandsregulierung als hochwertiges Ökosystem erhalten bleiben.
Die globale Erwärmung hat gravierende Auswirkungen auf Menschen, Biodiversität und Gewässer. Die wärmeren Temperaturen, die daraus resultierende höhere potenzielle Verdunstung sowie in Menge und Intensität veränderte Niederschläge beeinflussen dabei direkt den Wasserhaushalt. Dies zeigt sich bereits an immer häufiger auftretenden Dürren, extremen Niedrigwassern in Flüssen, am Absinken des Grundwasserspiegels, aber auch an der Häufung von Hochwasser- und Starkregenereignissen und steigenden Wassertemperaturen. Eine aus einzelnen Einflüssen resultierende geringere Wasserqualität und Wasserverfügbarkeit vor allem im Sommer wirkt sich nachteilig auf die Ökosysteme sowie deren biologische Vielfalt und letztendlich auf die menschlichen Ansprüche aus. Um auf die weitreichenden Folgen des Klimawandels einzugehen und die nachhaltige Nutzung der Gewässer zu stärken, bedarf es auch kleinräumiger Planungen und Neukonzeptionen des Wassermanagements.
Zwei Projekte des Klimaanpassungsmanagements des Landkreises Cuxhaven zeigen dies am Stinstedter Seepolder. Beide Projekte werden im Rahmen der Förderrichtlinie „Klimafolgenanpassung Wasserwirtschaft“ zu 90% (planerische Leistung) und zu 50% (investive Leistung) aus Mitteln des Wirtschaftsfonds des Landes Niedersachsen gefördert. Die Projektträgerschaft übernimmt die NBank. Ziel der Förderung sind der nachhaltige Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung des Wasserdargebots zur Anpassung der Wasserbewirtschaftung an den Klimawandel in Niedersachsen.
Optimiertes, adaptives und klimaangepasstes Wassermengenmanagement
Um auf häufiger auftretende Extremwetterereignisse mit Starkregen und Binnenhochwasser im Landkreis Cuxhaven besser reagieren zu können, ist für den Stinstedter Seepolder eine Neukonzeption des Wassermanagements mit einem Ausbau der Wasserrückhaltung geplant. Der Seepolder hat bereits eine Wasserrückhaltefunktion, die bisher eine untergeordnete Rolle spielt. Gutachten unterstreichen das Verbesserungspotential des Wasserhaushalts im Seepolder auch aus naturschutzfachlicher Sicht. Der Ausbau der Rückhaltefunktion im Seepolder fördert den Schutz und die Wiederherstellung von Wasserökosystemen wie Feucht- und Nassgrünland, Schilf- und Sumpflebensräumen. Um die hohe Wertigkeit des Gebietes für die vorkommenden Vogelarten auch in den nächsten Jahrzehnten erhalten zu können, wird für den Polder ein adaptives Wassermanagement erarbeitet.
Zur Bestandsaufnahme wird eine umfangreiche Grundlagenermittlung die Wassergüte und -struktur in den zu- und ablaufenden Gewässern betrachten. Die Neukonzeption des Wassermanagements ist eine sogenannte No-Regret-Maßnahme (engl. „keine Reue“), da sie einen großen ökologischen Vorteil mit sich bringt, auch wenn der wasserwirtschaftliche Grund für die ergriffene Maßnahme – das Abpuffern von Starkregen und Binnenhochwasser – nicht im derzeit zu erwarteten Ausmaß eintreten sollte. Das geplante Wassermanagement ermöglicht, dass sich unterschiedliche Bereiche wie Hochwasserschutz, Naturschutz und Erholungsnutzung gegenseitig positiv beeinflussen. Daher ist das Ziel des Projekts zu prüfen, welches Wasserstandszenario den optimalen Mehrwert für dieses Gebiet bringt.
Das Projekt läuft von Juni 2024 bis August 2026.
Adaptive Wasserstandregulierung durch Fernwirktechnik
Das zweite Projekt des Landkreises Cuxhaven im Stinstedter Seepolder beinhaltet die Digitalisierung der vor Ort benötigten Wasserstandsteuerung und läuft in Abstimmung mit dem Projekt zur Neukonzeptionierung des Wassermanagements
Der Wasserrückhalt des Polders wird für die nahegelegenen Ortschaften und Siedlungen fluss- und kanalabwärts aufgrund häufiger werdender Extremwetterereignisse immer mehr an Bedeutung zunehmen. Das Projekt soll die Klimaresilienz im ländlichen Raum stärken. Durch die Installation von Fernwirktechnik an den Zu- und Ablaufbauwerken des Seepolders können die Dynamiken von Binnenhochwasser und Starkregen effektiver abgefedert werden: Die geplante Ad-Hoc-Steuerung ermöglicht eine umgehende, präzise Reaktion auf Extremwetterereignisse. Die ferngesteuerte Wasserstandregulierung stellt somit auch eine Gefahrenvorsorge für Starkregenereignisse dar, mit deren Hilfe möglichen Schäden vorbeugt werden kann. Anhand von Pegeldaten sollen die Wasserstände digital abgelesen und mit den Ergebnissen der Studie zur Neukonzeptionierung des Wassermanagements in kürzester Zeit abgeglichen werden, so dass der optimierte Wasserstand gewährleistet wird.
Das Ziel des Projekts ist die Installation von Fernwirktechnik an den zwei Zu- und Auslaufbauwerken des Stinstedter Seepolders, um das Wassermanagement des Gebiets langfristig flexibel und sicher zu gestalten.
Das Projekt läuft von August 2024 bis Oktober 2026.