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08.10.2025

Ausstellungseröffnung im MgK - »Reduktion auf das Wesentliche« - Schenkung Fritz Klingbeil und Sammlung des MgK

Am Samstag (11. Oktober) um 18 Uhr wird die neue Ausstellung im Museum gegenstandsfreier Kunst (MgK) in Otterndorf (Markstraße 10) eröffnet - das MgK lädt ein zur Vernissage. Nach einem Grußwort von Friedhelm Ottens, Erster Kreisrat des Landkreises Cuxhaven, erfolgt die inhaltliche Einführung durch Museumsdirektor Wilko Austermann. Zur Eröffnung werden zudem der Künstler Klaus Staudt sowie die Nachlassvertreterin von Fritz Klingbeil Kaija Pikarinen anwesend sein.

Mit der neuen Ausstellung „Reduktion auf das Wesentliche“ präsentiert das Museum gegenstandsfreier Kunst Otterndorf ab dem 12. Oktober 2025 eine eindrucksvolle Zusammenstellung zentraler Positionen der gegenstandsfreien Kunst. Ausgangspunkt ist die großzügige Schenkung von sechs Werken des Künstlers Fritz Klingbeil (1936–2023) an den Förderverein des Museums, die in einen breiteren Sammlungszusammenhang eingebettet wird. Neben den Klingbeil-Arbeiten werden Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie Kirstin Arndt, Cornelia Baltes, Gloria Brand, Berta Fischer, Klaus Staudt, Bridget Riley, Vera Molnar und weiteren präsentiert. Damit spannt die Ausstellung einen Bogen von den konstruktiven Avantgarden der 1960er-Jahre bis zu aktuellen Tendenzen der gegenstandsfreien Kunst.

„Reduktion auf das Wesentliche“ - Das künstlerische Prinzip Fritz Klingbeils

Der Ausstellungstitel geht auf ein Zitat von Fritz Klingbeil zurück, der sein künstlerisches Prinzip selbst als „Reduktion auf das Wesentliche“ bezeichnete. Nach seinem Studium bei Heinrich Wildemann in Stuttgart und einem Paris-Aufenthalt zog Klingbeil 1964 nach Düsseldorf, wo er in engem Austausch mit der konstruktiv-konkreten Szene arbeitete. Charakteristisch für sein Werk ist die Beschränkung auf elementare geometrische Formen und die Farbskala Schwarz, Weiß und Rot. Dabei verband er planerische Präzision mit experimenteller Erprobung: Erste Studien entstanden auf Millimeterpapier, später nutzte er sogar Legosteine als Modellbausystem, um komplexe Formkonstellationen durchzuspielen. Diese Arbeitsweise führte zu streng konstruierten Bildern, Wandobjekten und Skulpturen, die durch Wiederholung, Variation und Rhythmus ihre ästhetische Kraft entfalten.
Eine besondere Rolle spielte in seinem Œuvre der Einsatz von Plexiglas, mit dem Klingbeil bereits Ende der 1960er-Jahre neue Maßstäbe setzte. Aus dem industriellen Material entwickelte er hochpräzise Stelen, Reliefs und skulpturale Körper, die das Licht einfangen und reflektieren. Seine Arbeiten überschreiten damit die Grenzen des klassischen Bildes und gewinnen eine architektonische Präsenz im Raum. Diese Materialwahl und ihre Konsequenzen für die Wahrnehmung machen Klingbeils Werk auch kunsthistorisch innovativ.

Schenkung an den Förderverein des MgK

Die nun ins Museum gelangte Schenkung umfasst Arbeiten aus den Jahren 1981 bis 1994. Darunter befinden sich eine Plexiglas-Stele, ein Relief sowie mehrere Malereien, die sich mit der Form des Quadrats auseinandersetzen. Weitere Arbeiten bestehen aus seriellen geometrischen Strukturen, die in ihrer Rasterhaftigkeit an digitale Pixel erinnern – ein bemerkenswerter Vorgriff auf ästhetische Fragen, die erst Jahrzehnte später durch die Digitalisierung allgegenwärtig wurden.
Neben den Werken von Fritz Klingbeil zeigt das Museum zudem neu erworbene Arbeiten von Cornelia Baltes und Berta Fischer sowie ein restauriertes Werk von Gloria Brand. In einen erweiterten Dialog treten darüber hinaus Klingbeil-nahe Positionen von Axel Knipschild und Imre Kocsis, die als Freunde und Zeitgenossen seine künstlerische Entwicklung begleiteten. Ergänzt wird das Spektrum durch Werke von Klaus Staudt und Ludwig Wilding, die wie Klingbeil früh mit Plexiglas-Reliefs experimentierten und so neue Maßstäbe für die konkrete und optische Kunst setzten.

Kunsthistorischer Kontext

Dass Klingbeil weit über die Region hinaus Wirkung entfaltete, belegen auch die zahlreichen öffentlichen Sammlungen, in denen seine Arbeiten vertreten sind. Dazu zählen unter anderem das Museum Kunstpalast Düsseldorf, das Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt, das Kunstmuseum Stuttgart, das Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen, das Kunstmuseum Reutlingen, internationale Häuser wie das, das Mondriaanhuis Amersfoort, das Musée de Cambrai oder das Musée des Ursulines de Mậcon in Frankreich.
Die Schenkung wird damit inhaltlich nicht isoliert gezeigt, sondern gezielt in den kunsthistorischen Kontext von Op-Art, Minimal Art und Konkreter Kunst gestellt und durch die Gegenüberstellung mit Werken internationaler Positionen anschaulich verortet.
Mit „Reduktion auf das Wesentliche“ würdigt das MgK Otterndorf nicht nur einen wichtigen Vertreter der Konkreten Kunst, sondern zeigt zugleich, wie aktuell die Fragen nach Form, Material und Wahrnehmung geblieben sind.

Wie jede und jeder Teil einer lebendigen Kunstgemeinschaft werden kann

Der Förderverein Museum gegenstandsfreier Kunst e. V. wurde 1981 unter dem Namen „Verein von Freunden und Förderern des Studio-A e. V.“ gegründet – angestoßen von engagierten Otterndorfer Bürgerinnen und Bürgern, die das spirituelle Erbe des privaten Ausstellungsprojekts Studio A fortführen wollten.
Seitdem unterstützt der Verein den Museumsbetrieb, den Sammlungsausbau und viele Vermittlungsprojekte durch Leihgaben, Fördermittel, Vorträge und Öffentlichkeitsarbeit.
Wer Mitglied wird, hilft, das Museum und seine einzigartige Sammlung gegenstandsfreier Kunst nachhaltig zu stärken. Alle Mitglieder profitieren von Einladungen zu Vernissagen, Sonderführungen, Begleitprogrammen und erhalten Einblicke hinter die Kulissen eines Museums, das sich der abstrakten Bild- und Formkunst verschrieben hat.
Interessierte wenden sich direkt an Museumsleiter Wilko Austermann, telefonisch unter 01631423925 oder per E-Mail an museum@mgk-otterndorf.de .

Bild: Fritz Klingbeil, 503, 1988, Öl auf Leinwand. Schenkung aus einer Privatsammlung an den Förderverein MgK (Quelle: MgK)

Autor/in: Presse- und InformationsDienst des Landkreises Cuxhaven