Ende 2017 wurde eine hohe Bleibelastung des Trinkwassers in rund 50 Gebäuden gleicher Bauart in Cuxhaven Süderwisch festgestellt.
In allen Gebäuden waren sichtbare Bleileitungen aus der Bauzeit der Gebäude in den 60iger Jahren noch vorhanden.
Die Blei-Messwerte in den Wasserproben waren erhöht, viele Messwerte lagen selbst nach langem Ablaufen lassen noch deutlich über dem Grenzwert. Im gelieferten Wasser des Wasserversorgers (EWE) ist Blei dagegen nicht nachweisbar.
Sofortmaßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Mieterwurden durch das Gesundheitsamt umgehend verfügt. Die Maßnahmen umfassten eine Nutzungseinschränkung: Das Wasser darf nicht mehr zum Trinken, zur Nahrungszubereitung, zum Zähneputzen und nicht zum Abwaschen verwendet werden. Weiter wurde die provisorische Versorgung der Wohnungen bis zur Sanierung über „ fliegende Leitungen“ ab Wasserzähler gefordert, um sicherzustellen dass die Mieter das Wasser tatsächlich nicht mehr zum Verzehr nutzen. Dieses wäre durch alleinige monatelange Versorgung mit Flaschenwasser bis zur Sanierung nicht sicher gewährleistet worden. Die Installation der „ fliegende Leitungen“ konnte bereits weitgehend umgesetzt werden. Bis Ende Januar 2018 wird der Vermieter dem Gesundheitsamt einen Sanierungsplan vorlegen.
Für Rückfragen der Bewohner zu den Informations-Aushängen und den veranlassten Maßnahmen bietet das Gesundheitsamt seit November eine telefonische Hotline zur Beratung an.
Um die Bewohner zielgerichtet über das Gesundheitsrisiko durch Blei zu informieren und auf Dringlichkeit der Befolgung der Nutzungseinschränkung hinzuweisen, hat das Gesundheitsamt , am 19.12.2017 an der Süderwischschule ortsnah eine Informationsveranstaltung mit Sprachmittlern für 8 Sprachen durchgeführt. Die Veranstaltung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem DRK, der Caritas und der Süderwischschule und wurde von den Betroffenen gut angenommen. Das Gesundheitsamt schätzt, dass etwa die Hälfte der rund 600 betroffenen Mieterinnen und Mieter die Veranstaltung besuchte.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden in Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsamt (NLGA) auf freiwilliger Basis eine Fragebogenaktion zur Trinkwassernutzung und eine Blutuntersuchung für Erwachsene zur Feststellung der Belastung angeboten. Die nun vorliegenden Ergebnisse von rund 80 Proben zeigen erhöhte Blutbleiwerte im Vergleich zur Normalbevölkerung. Eine akute Gesundheitsgefährdung zeigte sich erfreulicherweise nicht. Auch besteht in keinem Fall ein Therapiebedarf. In einigen Fällen empfiehlt das NLGA eine Nachkontrolle nach 3 Monaten. Die wichtigste Maßnahme bei allen Betroffenen war aber der sofortige Stopp der Aufnahme des bleihaltigen Trinkwassers, wie er durch das Gesundheitsamt durch die Nutzungseinschränkung verfügt und durchgesetzt wurde.
Die Betroffenen sind vom Labor des NLGA mit Hilfe des Gesundheitsamtes über ihre individuellen Testergebnisse informiert worden, das Schreiben enthält auch Informationen zur toxikologischen Einschätzung und gegebenenfalls Empfehlungen für eine Nachkontrolle. Auch die Cuxhavener Ärzteschaft wird über die Ergebnisse der Blutuntersuchung informiert. Bewohnerinnen und Bewohner, die Fragen zu der gesundheitlichen Belastung haben oder die sich krank fühlen, wenden sich an ihren Hausarzt.
Die Umsetzungsverantwortung zur Sanierung alter Bleileitungen liegt bei den Eigentümern der Gebäude und der Hausinstallationen. Dafür war eine lange Übergangsfrist vom Gesetzgeber vorgesehen, die 2003 angekündigt wurde und am 23.11.2013 endete. Die Trinkwasser-Verordnung enthält zudem extra eine Hinweis-Pflicht für Vermieter, die Mieter zu informieren wenn sie Kenntnisse über oder auch nur den Verdacht auf das Vorhandensein von Bleitrinkwasserleitungen haben. Der letzte Punkt (Verdacht) wurde in der aktuellen Änderung der Verordnung mit Gültigkeit ab dem 09.01.2018 eingeführt
Daher heißt es nun für die Mieter: Nachfragen !
Wer als Mieter sicher sein will, fragt seinen Vermieter schriftlich, ob es in dem Haus oder in den Wohnungen noch Rohre aus Blei gibt. Im Zweifel wenn z.B. teilsaniert wurde und Blei nur noch in den Wänden vorhanden sein könnte, hilft eine Trinkwasseruntersuchung, wie sie das Umweltbundesamt vorgegeben hat. Hierzu berät Sie das Gesundheitsamt.
Das Gesundheitsamt des Landkreises Cuxhaven steht weiterhin für Fragen unter 04721 66-2189 montags bis freitags zwischen 08:30 und 12:00 Uhr zur Verfügung.